Immer mehr Camperbegeisterte entscheiden sich dafür, ihr bestehendes Fahrzeug mit einem Aufstelldach nachrüsten zu lassen. Dieser Umbau bietet nicht nur mehr Platz und Bewegungsfreiheit, sondern auch ein echtes Upgrade in Sachen Alltagstauglichkeit und Reisekomfort. Besonders für Vans, kompakte Kastenwagen oder Transporter, die zum Camper umfunktioniert werden, ist ein Aufstelldach eine clevere Lösung – funktional, flexibel und optisch ansprechend.
Planung: Das richtige Aufstelldach auswählen
Aufstelldach ist nicht gleich Aufstelldach. Es gibt verschiedene Typen: Klappdächer, die nach hinten aufstellen, oder Hubdächer, die sich flach anheben. Wichtig ist, ein Modell zu wählen, das zum eigenen Fahrzeugtyp passt. Ein VW T5 erfordert ein anderes Aufstelldach als ein Renault Trafic. Recherchiere im Vorfeld, welche Hersteller Aufstelldächer für dein Modell anbieten, und achte auf Prüfzertifikate (in der Schweiz beispielsweise ein DTC-Gutachten). Überlege dir auch, ob du ein Schlafdach (mit Bettfunktion) oder nur ein Hochdach (reine Stehhöhe) benötigst. Die Planung umfasst außerdem die Frage, ob Solarpanels oder Dachgepäck weiterhin installiert werden sollen – viele Dächer bieten entsprechende Optionen oder haben begrenzte Traglasten.
Vorbereitung des Fahrzeugs
Bevor der Schnitt ins Dach erfolgt, muss das Fahrzeug entsprechend vorbereitet werden. Wichtig ist, einen absolut ebenen und sauberen Arbeitsplatz zu haben, am besten in einer Werkstatt. Entferne den Himmel (Innenverkleidung) vorsichtig und lege vorhandene Kabel, die entlang des Dachs laufen, beiseite. Jetzt zeigt sich, ob das Fahrzeug Dachstreben hat, die ausgeschnitten werden müssen. Miss den Ausschnitt exakt anhand der Schablone des Dach-Herstellers an und kontrolliere lieber dreimal – ein falscher Schnitt ist kaum rückgängig zu machen. Klebe den Bereich um den Ausschnitt großzügig mit Malerkrepp ab, damit die Lackierung nicht zerkratzt wird. Zur Vorbereitung gehört auch, alle benötigten Teile und Werkzeuge parat zu haben: Stichsäge oder Trennschleifer für das Blech, Rostschutz-Grundierung, Klebstoffe/Dichtmasse, Schrauben – und natürlich das Aufstelldach-Kit selbst.
Einbau: Schritt für Schritt
Der eigentliche Einbau beginnt mit dem Ausschneiden der Dachöffnung. Hier sind Präzision und Ruhe gefragt. Nach dem Ausschnitt sollten die Schnittkanten sofort mit Rostschutz behandelt werden, damit keine Korrosion entsteht. Im nächsten Schritt wird der Dachrahmen bzw. -adapter eingesetzt. Viele Aufstelldach-Systeme kommen mit einem Rahmen, der von innen an die Schnittkante geklemmt oder geklebt wird und das neue Dach stabilisiert. Trage die Dichtmasse exakt nach Vorgabe des Herstellers auf – nicht zu sparsam, um Wassereintritt zu verhindern, aber auch nicht so übermäßig, dass sie ins Wageninnere quillt. Nun setze man das Aufstelldach von oben auf. Dieser Schritt erfordert meist mehrere Helfer, da das Dachteil durchaus 70–100 kg wiegen kann und präzise positioniert werden muss. Sobald das Dach sitzt, wird es mechanisch befestigt (verschraubt) und die Dichtungen werden nochmals geprüft.
Gasdruckdämpfer und Elektrik
Ein Aufstelldach kommt mit Gasdruckdämpfern und mitunter integrierter Beleuchtung. Die Gasdruckfedern werden an den vorgesehenen Punkten montiert – hier ist ein zweites Paar Hände hilfreich, um das Dach beim Einhängen anzuheben. Prüfe, ob die Federn das Dach sicher oben halten und ob sie leichtgängig schließen. Sollte eine Feder zu schwach sein (z.B. wenn später Solarplatten aufs Dach kommen), gibt es oft stärkere Varianten vom Hersteller. Bei der Elektrik heißt es: sauber verkabeln. Falls Beleuchtung oder USB-Anschlüsse im Dach verbaut sind, müssen diese mit dem Bordstrom verbunden werden. Verlege die Kabel durch den Dachrahmen so, dass sie nirgendwo scheuern, und nutze Gummitüllen bei Durchführungen. Den Anschluss an die Bordbatterie bzw. ans 12V-System sollte man nur vornehmen, wenn man genau weiß, was man tut – sonst lieber einen Fachmann hinzuziehen.
Abnahme und Dichtigkeitstest
Nach dem Einbau ist vor dem Testen: Bevor es auf große Reise geht, sollte das neue Aufstelldach auf Herz und Nieren geprüft werden. Zunächst kommt der Dichtigkeitstest. Mit einem Wasserschlauch (oder – falls das Wetter mitspielt – bei kräftigem Regen) das geschlossene Dach gründlich wässern und beobachten, ob irgendwo Feuchtigkeit ins Innere dringt. Auch die umlaufenden Gummidichtungen sind zu kontrollieren: Liegen sie überall sauber an? Im Anschluss das Dach mehrfach öffnen und schließen. Dabei auf Geräusche oder Widerstände achten – klemmt irgendetwas oder läuft alles geschmeidig? Nun heißt es, die Verriegelungen zu prüfen. Während der Fahrt muss das Dach absolut fest geschlossen bleiben; daher alle Riegel inspizieren und ggf. justieren.
Wichtig: In der Schweiz muss eine Änderung wie ein Aufstelldach vom Straßenverkehrsamt abgenommen und in die Fahrzeugpapiere eingetragen werden. Fahre also nach dem erfolgreichen Einbau zur offiziellen Kontrolle. Mit dem Prüfstempel in der Tasche und einem dichten, sauber eingebauten Dach bist du bereit, dein Camper-Leben um eine Etage zu erweitern!
Fazit
Ein Aufstelldach nachzurüsten ist eine anspruchsvolle, aber lohnende Aufgabe. Wer handwerklich geschickt ist und sich gut vorbereitet, kann viel selbst schaffen – sollte aber die Sicherheitsaspekte nie außer Acht lassen. Für alle anderen übernehmen spezialisierte Werkstätten den Einbau innerhalb weniger Tage. So oder so gewinnt dein Camper durch das neue Dach enorm an Wohnqualität. Mehr Platz, mehr Luft, mehr Aussicht: Das nächste Abenteuer kann kommen – mit ausreichend Kopffreiheit unter den Sternen.